Corona – (M)eine Einschätzung als Unternehmer

Corona – (M)eine Einschätzung als Unternehmer

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Das hier soll kein komplizierter Bericht über einen doofen Virus sein und ich will auch nicht über die staatlichen Hilfen meckern. Ich hatte lediglich das Bedürfnis, meine Gedanken aufzuschreiben und diese hier zu teilen. Die letzten Tage und Wochen hat sich die Welt um 180 Grad gedreht – zweimal zurück und im Dreieck geändert. Wahnsinn, was da überall passiert und mit den täglich neuen, erschreckenden Zahlen aus allen Ländern steigt auch bei mir die Sorge. Was anfangs die Sorge um das Fortbestehen meines Unternehmens war, dreht sich jetzt vielmehr um die Gesundheit. Meine eigene, die meiner Liebsten und allen anderen. Vor allem in Norditalien sterben Menschen weg, wie Fliegen. Grausam, angsteinflößend und schlimm. Während sich Hilflosigkeit gegenüber des Coronavirus breit macht, müssen unzählige Kleinst- und Kleinunternehmer, der Mittelstand aber auch Konzerne um ihre Existenz fürchten.

Große Konzerne und Unternehmen haben gewisse Rücklagen gebildet oder große Kreditlinien, womit sie sicher „ein paar Tage“ weiterkommen – den allermeisten Unternehmern geht das allerdings nicht so. Zu oft höre ich, dass Firmen, Handwerker, Restaurants und und und jeden Monat am Limit arbeiten, das Konto überzogen ist und jetzt diese weltweite Krise das Fass zum Überlaufen bringt. Wir werden eine Pleitewelle erleben, auch wenn unsere Politiker das noch nicht wahrhaben wollen. Eine Soforthilfe, wie wir sie in NRW auch bekommen, hilft nur wenigen. Der Grund ist klar: Niemand weiß, was in 3 Monaten ist. Der Zeitraum, für die diese Soforthilfe genutzt werden soll.

Mieten, laufende Kosten, Leasingraten usw. sollen damit abgefedert werden. Soweit so gut, aber was von Peter Altmaier als „Rettungsschirm für Soloselbstständige uns kleine Unternehmen“ dargestellt wird, könnte dem Sturm der Krise vielleicht garnicht standhalten.

Wir tun alles, damit kein gesundes Unternehmen schließen muss. Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie

Wie bei einem echten Schirm könnten die dünnen Drähte das Konstrukt nicht halten, wenn die Brise (oder Krise) stark genug weht. Dann geht es sprichwörtlich nach hinten los. Ich will dieses Rettungspaket (nennen wir es mal so) garnicht schlecht reden. Ganz im Gegenteil, denn auch ich habe das am Freitag sofort beantragt.

Ich führe eine kleine GmbH in Mülheim und Oberhausen, bin AZAV-zugelassener Bildungsträger und Coach, dessen Kunden aktuell zu 100% wegfallen. Während wir uns bis vor kurzem noch intensiv um arbeitslose Menschen gekümmert haben, damit sie wieder auf die eigenen Beine kommen, sind seit letzter Woche für uns Bildungseinrichtungen ALLE ANGEBOTE eingestellt. Nichts geht mehr. Grund genug, die Zeit zu nutzen und zu planen, denn es wird auch eine Zeit nach Corona geben. Wann das genau ist? Ungewiss.

Nun kam am Samstag tatsächlich bereits der Bewilligungsbescheid für die Soforthilfe und daraus ging dann auch nochmal klar vor, was die Bedingungen sind.

– Die Soforthilfe erfolgt ausschließlich zur Milderung der finanziellen Notlagen des betroffenen Unternehmens bzw. des Selbstständigen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie als Einmalzahlung für drei Monate.
– Die Soforthilfe dient insbesondere zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen, die seit dem 1. März 2020 in Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie entstanden sind. Nicht umfasst sind vor dem 1. März 2020 entstandene wirtschaftliche Schwierigkeiten bzw. Liquiditätsengpässe.

Soweit, so gut. Für mich passt das. Ich habe aber die Vermutung, dass zahlreiche „Unternehmer*innen“ an der Soforthilfe scheitern könnten, wenn diese tatsächlich irgendwann im Betrieb „überprüft“ wird. Sind die Mittel zweckgebunden eingesetzt worden? Ist das ordnungsgemäß und nachweislich dokumentiert? Ist das Geld voll ausgeschöpft oder muss dann tatsächlich der Rest zurückbezahlt werden? So zumindest liest sich der Bewilligungsbescheid.

Für mich als Bildungseinrichtung mache ich mir da keine Sorgen. Ich möchte aber an dieser Stelle einen Hinweis da lassen, dass jeder sich zweimal überlegen sollte, ob man tatsächlich in das Raster passt. Wenn man die Soforthilfe als Finanzspritze sieht, um ein paar neue coole Sachen anzuschaffen, geht das mit Sicherheit irgendwann nach hinten los. Auch wenn mein Flur derzeit von einer bedrückenden Stille beherrscht wird (siehe Foto oben), es kommt auch wieder anders.

Ein Tipp zum Schluss: Macht Euch Gedanken, was und wie Ihr in Zukunft arbeiten wollt, könnt, müsstet. Welche Produkte und Dienstleistungen können zusätzlich angeboten werden? Bist Du schon digitalisiert genug? Welche Wege der Absicherung gibt es? Wenn ein Grundeinkommen nicht kommt, wie kann man sich das selbst schaffen? Das, was wir bisher kennen, wird sich komplett ändern. So, wie wir gearbeitet haben, werden wir in Zukunft nicht mehr arbeiten. Zukunftsforscher sagen, dass es am wahrscheinlichsten ist, dass wir Ende 2020 wieder im ganz normalen Leben angekommen sind. Das glaube ich persönlich nicht. Die Coronakrise zeigt uns nämlich sehr deutlich, wie schnell alles nichts sein kann. Dennoch wünsche ich mir, dass alle ihren Mut und ihren Unternehmergeist behalten.

Ich drücke allen Menschen da draußen die Daumen, dass wir die Krise (und es ist wirklich eine) schnell und mit möglichst wenig Schaden überstehen. Jetzt werde ich mich wieder um neue Ideen und Pläne kümmern. Die Zeit bleibt ja nicht stehen und gerade heute lief die Uhr eine Stunde schneller.

Viele liebe Grüße an Dich/Euch
Marc Wegerhoff

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