Jedes Jahr locken die E-Mobility Playdays Tausende Besucher ins idyllische Spielberg in der Steiermark und setzen den berühmten Red Bull Ring völlig unter Strom. Dort wo normalerweise dicke Benzinmotoren brummen, hört man dann nur das Summen von Scharen von verschiedenen Elektromotoren. Das Besondere an der Veranstaltung: Jeder kann alles selber ausprobieren.
Hochspannung in der Boxengasse
Dort wo auch schon Michael Schumacher seine Reifen gewechselt bekam, in den heiligen Boxen des Red Bull Rings, geht ein Summen durch die aufgeregte Menge. Ein junges Startup stellt sein Produkt vor. Das Taxi der Zukunft soll es sein, ganz ohne Reifen und ganz ohne Lenkrad. Die Menge schiebt sich freudig nach vorne als der Gründer zu erklären beginnt. „Wir haben das weltweit beste Flugtaxi produziert. Mehrere Rotorblätter halten es in der Luft stabil und bestellt wird das Taxi ganz einfach per App.“ Dann würde man einfach in das futuristisch anmutende Fluggerät steigen, die Türen schließen und völlig autonom ans Ziel gebracht werden, führt der Mann weiter aus, selbstverständlich alles elektrisch. Die Menge lächelt ungläubig und stellt sich an zum Probesitzen. Funktionieren könnte das theoretisch schon jetzt, einzig die Lizenzen würden fehlen.
Es sind Projekte und Produkte wie diese, die die E-Mobility Playdays so besonders machen. Durch die Boxengasse und über den Asphalt zu spazieren und dabei an jeder Ecke einen Blick in die Zukunft wagen zu können, hebt diesen Event spektakulär von anderen ab. Im Freien zeigt die Post wie sie in Zukunft Pakete mit Drohnen vor Haustüren absetzen will, inklusive möglichem Probeflug für die Besucher. Nebenan zeigen die Profis der Drone Champions League wie es richtig und vor allem schneller geht, der Applaus der staunenden Meute übertönt das Summen der Fluggeräte deutlich.
Anfassen erwünscht
Bei den jährlich im Herbst stattfindenden E-Mobility Playdays dreht sich alles rund ums selber ausprobieren. Der Antrieb der Zukunft soll greifbar, erlebbar und verstehbar gemacht werden und genau das macht die Faszination aus. Beim Probefahren mit den E-Flaggschiffen der Automobilindustrie macht sich die Neugier der Besucher besonders bemerkbar. Die Schlange bei Mercedes ist auffallend lang, schließlich gilt es gratis den EQC mit über 400 PS zu fahren, Listenpreis schlanke 75.500 Euro. Als kleiner Bonus wird der Elektro-SUV dann sogar über die Strecke am Red Bull Ring gelenkt, für die meistens ein einschneidendes, unvergessliches Erlebnis.
In Spielberg zeigt sich, dass die Elektromobilität längst keine Frage der Zukunft mehr ist, sie ist in den Köpfen der Menschen und damit in der Gegenwart angekommen. In einer Boxengarage wird bei Vorträgen diskutiert wie die Technologie verbessert werden kann, wie die Reichweiten steigen und wieviel Steuern sich ein Unternehmen spart, das auf E-Fahrzeuge in seiner Flotte setzt. Die Argumente gegen die Verbrennungsmotoren aus dem vorigen Jahrhundert fliegen den Zuhörern um die Köpfe. Aber auch Nachteile werden analysiert und schonungslos angesprochen. Auch die Diskussionen sind zum Anfassen gemacht.
Probieren geht über Studieren
Die Nähe zum Produkt ist in den zwei Tagen überall spürbar. „Ich bin gestern als Skeptiker der Elektromobilität gekommen und gehe heute als begeisterter Fan nachhause“, erzählt ein Besucher aus Sachsen, der für die Veranstaltung nach Österreich gekommen ist. Ihn habe vor allem die Beschleunigung der Fahrzeuge fasziniert. Auch die Reichweite sei mit über 400 Kilometern schon überaus überzeugend und für seine Zwecke mehr als ausreichend. „Einzig die Ladeinfrastruktur sei noch ausbaubar“, meint er abschließend. Aber die sei ja im Ausbau, wie er bei einem Vortrag gehört habe. Und so gehen nach den Playdays viele Menschen informierter, gut gelaunter und vor allem überzeugter nachhause als sie angekommen sind. Zwar noch nicht im Flugtaxi, aber mit einem Lächeln auf den Lippen.