Gründen mit Behinderung. Völlig verrückt?

Gründen mit Behinderung. Völlig verrückt?

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Wer schwerbehindert ist, trifft bei der Arbeitssuche auf viele Hürden. Groß ist die Unsicherheit der Arbeitgeber. Oft überwiegt die Angst der Führungskräfte, einen „dauerkranken“ Arbeitnehmer einzustellen und ihn auf Grund des besonderen Schutzes „nicht wieder los zu werden“.

Wer ein körperliches Handicap hat, ist noch lange nicht auf den Kopf gefallen. Der Wunsch der Betroffenen, ihr Können unter Beweis zu stellen und der Welt zu zeigen, was man kann, ist groß. Wenn kein Arbeitgeber gefunden wird, der dieses Potenzial erkennt, dann kann die Lösung darin liegen, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Was bewegt Menschen mit Behinderung dazu, sich selbstständig zu machen?

Neben dem Wunsch, sich aus der Arbeitslosigkeit und finanziellen Abhängigkeit zu befreien, haben behinderte und nichtbehinderte Menschen das Bedürfnis, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Ein eigenes Einkommen und das Erbringen einer Leistung für die Gesellschaft sind entscheidende Aspekte. Wer arbeitet und etwas leistet, genießt Respekt.

1. Die Geschäftsidee

Wer sich selbstständig machen möchte, braucht eine gute Geschäftsidee. Doch kann diese Idee wirklich funktionieren? Kann diese Geschäftsidee alle Kosten decken und Gewinn abwerfen?

2. Der Businessplan

Ein Businessplan hilft, diese Fragen zu beantworten. Bei der Erstellung des Businessplans sind kommunale Wirtschaftsförderungen oder Existenzgründerberatungsstellen, die es in jeder größeren Stadt gibt, behilflich. Informationen erhalten Sie in der Stadt- oder Kreisverwaltung.
Auf den Webseiten der Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer stehen Softwarelösungen für die Erstellung des Businessplans bereit.

Übrigens, auch ohne eigene Geschäftsidee ist es möglich, in die Selbstständigkeit zu starten. Informieren Sie sich über Franchise-Angebote, die zu Ihnen passen. Mehr als 1500 Franchise-Systeme sind in Deutschland bekannt.

3. Die eigenen Kompetenzen

Wer ein Unternehmen gründen möchte, sollte sich über die eigenen Kompetenzen bewusst werden. Welche Fähigkeiten benötigen Sie für Ihr Vorhaben? Ein hervorragender Handwerker ist nicht automatisch in der Lage, eine Tischlerei zu führen. Auch ein Restaurantchef benötigt mehr als die Fähigkeit, Speisen zuzubereiten.
Jeder Existenzgründer sollte grundlegende betriebswirtschaftliche Kenntnisse besitzen. Eine gute Basis bieten Existenzgründerlehrgänge, die von der Arbeitsagentur gefördert werden können. Fragen Sie bei Ihrem Arbeitsvermittler nach.

4. Fördermöglichkeiten

Wer sich selbstständig machen will, kann auf umfangreiche Fördermöglichkeiten bauen. Vor allem Menschen, die aus der Arbeitslosigkeit heraus ein Unternehmen gründen, haben eine Chance auf finanzielle Unterstützung.

– Arbeitsagentur: Existenzgründerzuschuss für Bezieher von Arbeitslosengeld I
– Jobcenter: Einstiegsgeld für Bezieher von Arbeitslosengeld II
– Integrationsamt: finanzielle Förderung und Zuschüsse zum Erwerb von Hilfsmitteln
– KfW Bank: zinsgünstige Kredite

Voraussetzung für die Förderung ist in allen Fällen die Tragfähigkeit des Geschäftskonzeptes. Wer nachweisen kann, dass er die Voraussetzungen für die Existenzgründung erfüllt und mit einer Selbstständigkeit langfristig seinen Lebensunterhalt sichern kann, kann auf umfangreiche Unterstützung bauen.

Unser Tipp: Sie haben den großen Wunsch, ein Unternehmen zu gründen und haben auch eine passende Idee? Sie sind auf Grund Ihrer Behinderung nicht in der Lage, das Vorhaben allein umzusetzen? Suchen Sie sich Unterstützung. Was man allein nicht schaffen kann, gelingt zu zweit viel besser. Außerdem macht das Arbeiten im Team viel mehr Spaß. Suchen Sie sich einen Partner!

5. Sicherheit

Wenn Sie als behinderter Mensch ein Unternehmen gründen wollen, sollten Sie auf Sicherheit setzen. Denken Sie so früh wie möglich an Ihre Altersvorsorge und sichern Sie Ausfallzeiten gut ab. Haftpflicht und Rechtsschutzversicherungen gehören dazu.

6. Netzwerke

Für Jungunternehmer ist es ungewohnt, Unternehmerstammtische und ähnliche Veranstaltungen zu besuchen. Das gilt für behinderte und für nichtbehinderte Existenzgründer. Doch, jeder der erfolgreichen Unternehmer hat einmal klein angefangen. Seien Sie stolz auf sich, Sie haben bereits viel Mut bewiesen, indem Sie mit Ihrem Handicap den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben. Also Kopf hoch! Die Netzwerke sind Gold wert für jeden Unternehmer.

7. Dran bleiben!

Sie haben es geschafft, Ihre Geschäftsidee zu verwirklichen und Ihr Unternehmen erwirtschaftet Gewinn? Gratulation! Doch jetzt heißt es „Dran bleiben“! Stillstand ist Gift für ein junges Unternehmen. Probieren Sie etwas Neues aus und suchen Sie nach weiteren Standbeinen. Bilden Sie sich weiter, entwickeln Sie Ihre Geschäftsidee und Ihr Unternehmen weiter.