Handlungsalternativen für Fintechs im Zusammenhang mit dem regulatorischen Umfeld in Deutschland

Handlungsalternativen für Fintechs im Zusammenhang mit dem regulatorischen Umfeld in Deutschland

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„Banking is necessary. Banks are not!“. Dieses Zitat von Bill Gates stammt aus dem Jahr 1994 und bezieht sich auf die Transformation der traditionellen Finanzbranche, in der insbesondere seit der Finanzkrise im Jahr 2008 neue, technikbasierte Unternehmen auftauchten. Diese sogenannten Fintechs mischen den herkömmlichen, stark regulierten Bankenmarkt durch ihre neuen Geschäftsmodelle auf. Doch wie gehen Fintechs mit den strengen regulatorischen Anforderungen in Deutschland um?

Die BaFin ist zusammen mit der Bundesbank für die Finanzaufsicht in Deutschland verantwortlich. Für eine Reihe von Geschäftstätigkeiten muss vorher von der BaFin eine Erlaubnis erteilt werden und es müssen permanent regulatorische Anforderungen erfüllt werden, wenn ein Unternehmen in dem regulierten Finanzmarkt aktiv sein möchte. Erlaubnispflichten können aus Vorschriften des ZAG, des KWG und des KAGB resultieren. Am prominentesten und wichtigsten sind hierbei die Erlaubnispflichten nach § 10 ZAG für Zahlungsdienste und nach § 32 KWG für Bank- und Finanzdienstleistungen.

Die Erfüllung regulatorischer Anforderungen führt bei Unternehmen zu Kosten, da sie eine ständige Einhaltung gewährleisten müssen. Die Aufsicht ist daher ständig mit einem Tradeoff zwischen der Sicherstellung von Stabilität und Verbraucherschutz sowie der Möglichkeit für Innovationen und Wettbewerb konfrontiert. Wie ein Land diese Herausforderung angeht, ist sehr verschieden. Während zum Beispiel Großbritannien Fintechs weniger stark reguliert, um ihnen eine Möglichkeit zu geben, ihre innovativen Geschätsmodelle am Markt zu testen, verfolgt Deutschland einen anderen Ansatz. Hier werden Fintechs wie alle weitere Finanzmarktteilnehmer behandelt. Das heißt, sie müssen sich an dieselben Gesetze halten und dieselben regulatorischen Anforderungen beachten. Abhängig von der spezifischen Ausgestaltung der Geschäftsmodelle von Fintechs, kann für die Geschäftstätigkeit des Unternehmens eine Erlaubnispflicht der BaFin erforderlich sein.

Bezüglich des Umgangs mit der deutschen Regulatorik in der Finanzbranche zeigen sich drei prominente Handlungsoptionen. Eine Möglichkeit für Fintechs ist es, eine eigene BaFin-Lizenz zu erwerben. Dadurch können sie unabhängig am Markt agieren und erfahren ein hohes Maß an Vertrauen durch ihre Kunden, welche sich durch eine Beaufsichtigung durch die BaFin sicher fühlen. Diese Variante ist jedoch durch den Erwerb der Lizenz und die ständige Einhaltung von regulatorischen Anforderungen sehr kostenintensiv. Fintechs können entscheiden, ob sie eine Vollbanklizenz für jegliche Finanzdienstleistungen und Bankgeschäfte oder einzelne Lizenzen für definierte Geschäftstätigkeiten erwerben.

Die zweite Handlungsvariante beschreibt ein Vorgehen von Fintechs, welche sich auf Geschäftstätigkeiten beschränken, die nicht unter eine Erlaubnispflicht der BaFin fallen. Das Unternehmen bewegt sich in sogenannten Ausnahmetatbeständen. Vorteile dieses Vorgehens sind die Kostenersparnis gegenüber dem Erwerb einer Lizenz sowie ein geringerer regulatorischer Aufwand, dadurch dass keine Pflichten und Anforderungen für sie entstehen. Allerdings können sie durch die Beschränkung auf erlaubnisfreie Tätigkeiten eventuell weniger mit den Wettbewerbern mithalten und auch ihr Wachstum ist begrenzt. Ein Beispiel für einen solchen Ausnahmetatbestand ist die automatisierte Anlageberatung bei der ausschließlich Investitionsvorschläge für Branchen oder Assetklassen unterbreitet werden, jedoch nicht für konkrete Finanzinstrumente.

Die dritte Option für Fintechs stellt die Kooperation mit einer lizenzierten Bank dar. In dieser Zusammenarbeit bringt eine etablierte Bank die finanziellen Ressourcen, die Erfahrung in dem Finanzmarkt, einen Kundenstamm sowie einen hohen Bekanntheitsgrad mit. Das Fintech hingegen bringt seine Innovationskraft und ein hohes Maß an Digitalisierung in die Kooperation ein. Durch die Zusammenführung dieser unterschiedlichen Kompetenzen und Stärken können sich Synergien ergeben und beide Partner können an der Zusammenarbeit profitieren. Zu bedenken ist, dass eine Zusammenarbeit zwischen zwei so unterschiedlichen Unternehmen aufgrund von anderen Prioritäten nicht immer funktioniert. Reibungspunkte sind zum Beispiel die Unternehmenskultur oder die Umsetzungsgeschwindigkeit.