Was macht die 90er Partys aktuell so beliebt?

Was macht die 90er Partys aktuell so beliebt?

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Die 90er Jahre sind für uns auch heute noch eine Ära der Freiheit, Sorglosigkeit und Leichtigkeit. Damals war alles spontaner, unkomplizierter und irgendwie auch ausgelassener. Die Welt schien bunt zu sein und wir ließen uns von diesem Lebensgefühl einfach nur tragen.

Es herrschte eine Aufbruchstimmung in Deutschland, der bisher geteilten Nation. Wir waren mit dem Herzen dabei, unser Verstand ein notwendiges Übel und wir erinnern uns so gern mit nostalgischem Blick an dieses verrückte Jahrzehnt zurück, weil es die Kindheit der heute 20- bis 30-Jährigen war. Menschen, die sich gerade in einem Lebensalter befinden, in dem ihr Leben einen ganz bestimmten individuellen Weg einschlagen wird oder schon eingeschlagen hat. Ein Weg, dessen Geheimnis „Zukunft“ heißt, der aber in immer kürzer werdenden Abständen einen Blick zurück auf das eigene bisherige Leben erlaubt.

Eine Phase der Neuorientierung, an deren Scheitelpunkt wir unbewusst darüber urteilen, wie dankbar wir doch eigentlich für unseren bisherigen Lebensweg sein können und uns danach sehnen, so manches Zeitalter noch einmal zu erleben, um es mit dem Verstand eines Erwachsenen noch einmal ganz bewusst genießen zu können.

Wer sonst könnte uns diese Ära besser zurück holen, als die Stars der 90er, die für die unverwechselbaren Melodien unserer Kindheit und Jugend stehen? Lassen Sie uns auf Spurensuche gehen! Throwback inklusive.

Die Ära der Boygroups – Testosteron-Alarm in den 90ern

Wer sich an die 90er Jahre zurück erinnert, kann prompt mindestens ein Dutzend Boygroups aufzählen: New Kids on the Block, Take That, Backstreet Boys, Caught in the Act, N’Sync, Boyzone, East 17, Bed & Breakfast, Echt, Worlds Apart, Westlife, Touché – die Liste ist lang. Der Kreischalarm bei jungen Frauen auch. 90er-Jahre-Anhänger schätzen ihr stimmliches Können. Der Fokus der Groupies von damals lag auf anderen Qualitäten. Ihre Poster über unserem Bett verdrängten das Kuscheltier in unserem Arm, welches uns seit Kindheitstagen zuverlässig in den Schlaf verhalf.

Wir träumten davon, uns an ihre glatt rasierte Brust zu schmiegen. Nur ein einziges Mal – Indianer-Ehrenwort! Einige Vertreter der Boybandfraktion feierten bereits ihr Comeback auf den heutigen 90er Partys. Rauschend, versteht sich. Wir gieren nach einem Revival unserer Jugend. Auch wenn die Bäuche runder, die Gesichter fülliger und die Konten mitunter leerer geworden sind – der Zauber, der sie einst umgab, hat auf die Damenwelt von heute noch die gleiche fast narkotische Wirkung.

Die Jungs von damals sind gealtert. Quasi proportional mit uns. 20, 30 Jahre gehen nicht spurlos an einem vorbei. Interessiert uns nicht. Wir wollen sie sehen, anfassen, unsere Idole von damals performen erleben. Wir sehen in ihnen ausschließlich die Helden unserer Zeit und erinnern uns voller Begeisterung daran, wie wir stundenlang in sengender Hitze vor den Konzerthallen campierten, Mutti uns Butterbrote vorbei brachte und wir mit neonstiftverschmierten Fingern Fan-Plakate pimpten, um anschließend sabbernd in der ersten Reihe zu stehen. Wir bildeten uns ein, sie würden nur für uns allein singen, auch wenn sich einige von ihnen bereits öffentlich als schwul geoutet hatten. Man wird ja noch hoffen dürfen.

Welche Werte uns die Kelly Family mit in die Neuzeit herüber rettete

Wenn man einen Querschnitt der Bevölkerung befragt, was früher besser war als heute, hört man ganz oft, dass in vorangegangenen Dekaden der Zusammenhalt zwischen den Menschen viel stärker ausgeprägt war. Heute erscheint das Leben oftmals viel schnelllebiger, unverbindlicher, oberflächlicher und technisierter.

Vertrieb man sich in den 90er Jahren bei Familienzusammenkünften noch die Zeit mit gemeinsamer Hausmusik, hängt heutzutage jeder Dritte am Smartphone, um seinen Status zu aktualisieren, damit jeder da draußen weiß, wie sich die Flatulenz der vergangenen Tage bei Muttis Sauerkraut und Würstchen weiterentwickelt hat. Der Zwang, sich immer und überall mitzuteilen, verdrängt oftmals das eigentliche Wir-Gefühl.

Ein Phänomen der heutigen Zeit. Ein solches Wir-Gefühl flammt wieder in uns auf, seit dem die Kelly Family nach ihrem fulminanten Comeback erneut ganze Stadien füllt und zuverlässig für ausverkaufte Hallen sorgt. In den 90ern mit ihrem Album „Over The Hump“ auf dem Olymp ihrer Karriere, schafften sie es trotz ihres damaligen unglaublichen Erfolges, Werte wie Zusammenhalt, Familiensinn und Nächstenliebe in die Neuzeit zu transportieren.

Mit verklärtem Blick sehen wir, wie bereits die nächste Generation der Kelly Family heranwächst und wollen Zeitzeugen des Ursprungs neuer Legenden werden.

Ma-ra-Fra-si: Hirn aus und treiben lassen vom Eurodance

Mann rappt, Frau singt. Das Prinzip war so erfolgreich wie simpel. Ein erstes Statement setzten Snap! mit ihrem Hit „Rhythm Is A Dancer“ im Jahr 1992. Die populären Beats hatten einen stark synthetischen Charakter und standen symbolisch für ein Lebensgefühl, welches sich in den 90er Jahren in den Vordergrund drängte: Frei und verrückt sein, sorglos das Leben genießen, lieben, lachen, im Hier und Jetzt treiben, ohne sich über das Morgen allzu viele Gedanken machen zu müssen.

Die Menschen surften auf einer Welle, die den Wunsch nach Unabhängigkeit symbolisierte. Die Eurodance-Bewegung, die in den frühen 90er Jahren für die populärsten Hits dieses Jahrzehnts sorgte, gab dieser Welle das nötige Fahrwasser. Interpreten wie Dr. Alban, Captain Hollywood Project, 2 Unlimited, Haddaway und Culture Beat lösten in uns Höhenflüge aus, wie es im heutigen Mainstream kaum ein Act mehr zu erreichen vermag. Solche Höhenflüge sind für uns heute noch wie eine Droge.

Wir wollen mehr davon, immer wieder. Abschalten von der mitunter zermürbenden alltäglichen Tretmühle, von immer größer werdenden Anforderungen, von psychischem Druck und laboriösen Überlastungen. So wenig wir es im Alltag dürfen, so sehr wollen wir es für den Moment genießen. Einfach mal das Hirn ausschalten und treiben lassen von der Eurodance-Welle der 90er.

Warum 90er Partys die Longseller des 21. Jahrhunderts sind

Die 90er stehen für ein Jahrzehnt der Feierkultur. Wir glorifizieren eine Ära, in der die BRAVO einer Enzyklopädie gleich kam, VIVA uns die besten Dance Moves ever beibrachte und der Mauerfall den Aufbruch in ein ganz neues Zeitalter verhieß. Gründe zum Feiern gab es immer. Gleich zu Beginn der 90er Jahre sorgte die Deutsche Wiedervereinigung für unvergessliche Partymomente. Die Menschen tanzten auf der Mauer und David Hasselhoffs „Looking For Freedom“ bekam plötzlich eine ganz neue Bedeutung. Heute noch gilt sein Hit als inoffizielle Hymne des Mauerfalls und zählt nach wie vor zu den Kassenschlagern.

Gegen Ende der 90er freute man sich auf ein neues Jahrtausend. Die Millennium-Hysterie brach aus. Alle Zeichen waren auf Zukunft gestellt. Man feierte wieder. Zwischen diesen Großereignissen feierte man das Leben und im Notfall einfach sich selbst. Weil man ein Kind der 90er war, das diese geile Zeit highlife miterleben durfte. Heute feiern wir Unsicherheiten, Konflikte und Bedrohungen der Neuzeit einfach weg. Das Leben ist schließlich viel zu kurz, als dass die letzte Party des Lebens nur von schwarz gekleideten Menschen ausgerichtet wird.

Wir merken, dass wir älter werden. Er nagt an uns immer fester – der Zahn der Zeit. Doch wir wollen uns selbst beweisen, dass wir noch genauso partyfest sind wie damals. In den 90ern, als wir noch jung und unverbraucht bis in die frühen Morgenstunden in den Discos abhingen. Damals feierten wir unsere Idole. Heute feiern unsere Idole uns. Massenwirksam.

Wir sehen gern darüber hinweg, wenn Halbplayback aus den Boxen schallt. Die Partykultur, die uns die Stars der 90er vermitteln, wiegt stimmliche Defizite auf. Wir schleppen gar unsere Halbwüchsigen zu den 90er Partys mit. Um ihnen zu demonstrieren, was wirklich guten Beat ausmacht. Dass Mayday für uns damals kein Notruf, sondern der Ruf des größten Indoor-Rave-Events Deutschlands war. Wir wollen ihnen zeigen, wie hemmungslos wir abgegangen sind. Damals. In den 90ern.

Als Stars wie DJ WestBam und Dr. Motte auflegten, die Plattenteller für uns zum Glühen brachten. Wir wollen eintauchen in die Spaßunion um ein Line-up von 90er Stars wie Fun Factory, La Bouche, DJ Bobo, Oli.P und Dr. Alban. Sie alterten mit uns, in Würde, wissen uns aber nach wie vor mit ihren Rhythmen hellauf zu entzücken.

Doch wir wollen mehr: Für das ultimative 90er Jahre Party-Feeling kramen wir extra tief in der Kleiderkiste. Bauchfrei soll es möglichst sein, auch wenn es unsere Figur nun wirklich nicht mehr her gibt. Mit Tattoo-Kettchen, Wolle-Petry-Gedächtnisarmband, Plateau-Schuhen und Shirts aus eng anliegendem Pannesamt. Dazu Bodyglitter, eine Krepp-Frisur und zu allem Überfluss Schnullerketten deluxe – mehr 90er geht nicht!

90er Partys – Rückblick zu den Anfängen von Schatzis Metamorphose

Wer erinnert sich nicht gern an die verrückten Jahre, in denen zu Blümchens „Herz an Herz“ in der finstersten Disco-Ecke heimlich geknutscht wurde? An die Zeit des Raves, der Love Parade, als Scooters „Hyper Hyper“ für heiße Disco-Nächte auf dem Dancefloor sorgte. Nicht wenige verbinden diese Zeit mit den Anfängen ihrer Beziehung, als Schatzis Metamorphose zum Familienvater gerade einmal in Schwung kam.

Wir denken daran, wie wir unsere Liebe in den 90ern einfach nur genießen konnten. Ohne Alltag, ohne Verpflichtungen. Einfach nur „Herz an Herz“. Roxette hatten damals schon den Finger drauf: „It Must Have Been Love“! Und so war es dann auch. Wenn wir heute gemeinsam mit dem Liebsten die 90er Partys feiern, tanzen wir genauso verliebt zu den Klängen von Künstlern dieser Zeit.

Wir spüren noch einmal das Kribbeln der ersten Verliebtheit. Ganz so, als ist es erst gestern gewesen. Ein Gefühl, das größer wird, wenn man es teilt. Und so schauen wir uns um und blicken in ausnahmslos glückliche Gesichter.

Ganz nach dem Motto: Nothing Else Matters.

Zusammenfassung

Der Musikboom der Neunzigerjahre war ein Goldrausch für Singles – überall, wo man im Radio war, hörte man eine Hochgeschwindigkeitskollision verschiedener Beats. Jeder Musikstil boomte, von Grunge bis Gangsta Rap, von Dancehall bis Disco, von Riot-Grrrl-Punk bis TRL-Midriff-Mall-Pop, mit tausend verschiedenen Electronica-Schulen und fast ebenso vielen Wu-Tang-Solo-Platten. Was auch immer für ein Geräusch Ihre Glocken läutete, die Neunziger hielten mehr davon bereit, als jeder Fan aufnehmen konnte.

Auf keinen Fall kann eine Liste ein so reichhaltiges Jahrzehnt zusammenfassen – verdammt, Sie könnten allein ab Sommer 94 zwei- oder dreihundert großartige Stücke durchspielen. Aber diese Songs fangen glorreiche Momente der Musikexplosion der Neunzigerjahre ein – Hits, Obscurities, Kultklassiker, Dancefloor-Jam, Gitarren-Rager, Karaoke-Standards.