Kann Sport wirklich süchtig machen?

Kann Sport wirklich süchtig machen?

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Aus eigener Erfahrung würde ich behaupten, dass Sport wirklich süchtig machen kann, es braucht zwar seine Zeit und man muss sich am Anfang noch viel selbst dazu motivieren und sich aufraffen, entweder zu Hause Sport zu machen, oder ins Fitnessstudio zu gehen, aber sobald man die ersten richtigen Erfolge sieht und spürt, kann man damit gar nicht mehr so einfach aufhören, wie man selbst oder andere Leute denken.

Ich selbst hatte mit dem Sport im Fitnessstudio angefangen, da war meine erste Tochter ca. 2 Jahre alt und sie war in dieser Zeit, wo ich Sport gemacht hatte in guten Familiären Händen, sonst hätte ich damit überhaupt nicht anfangen können, weil dort wo ich wohne gibt es leider nur sehr wenige Fitnessstudios mit Kinderbetreuung, was ich persönlich sehr schade finde, weil auch Alleinerziehende Eltern das Recht haben sollten, Sport im Fitnessstudio ausüben zu können, wenn sie Vormittags, wo die Kinder in der Betreuung, wie Kita oder Schule sind vielleicht selbst Arbeiten und somit keine Zeit haben für sich und ihren Körper.

In der ersten Zeit bin ich nur sehr unregelmäßig zum Sport gegangen und musste mich selbst auch oft zwingen und aufraffen, aber nach einer Weile hat sich das wie von selbst eingependelt, dann bin ich nämlich immer an den selben Tagen und zu selben Uhrzeit zum Fitnessstudio gefahren und vor Ort hatte ich viele Trainier und fremde Leute kennengelernt, wodurch ich mehr Motivation und Spaß am Sport bekommen hatte, weil man seine Übungen nicht mehr alleine ausüben musste und auch zwischen durch jemand zum Quatschen und Reden in der Nähe war.

Durch meine 2. Schwangerschaft könnte ich meinen Sport nicht mehr so bewältigen und ausüben wie ich wollte und musste daher etwas kürzertreten. Dennoch habe ich bis kurz vor der Geburt nicht komplett damit aufgehört. Die Übungen, die mir meine Frauenärztin genehmigt und erlaubt hatte, standen somit noch auf dem Wochenprogramm und das Laufband wurde in dieser Zeit mein bester Freund, weil zum Ende meiner Schwangerschaft, war mit dem Krafttraining endgültig Schluss und ich konnte nur noch auf dem Laufband 1-2 Stunden laufen oder besser gesagt gemütlich gehen, aber das war für mich immer noch besser, als gar keinen Sport mehr zu machen.

Nach der Geburt meiner 2. Tochter, hatte ich leider aus gesundheitlichen Gründen eine Zwangspause vom Sport, diese Pause zog sich leider auch aus privaten Gründen noch mehrere Jahre in die Länge. Nach einem Umzug in eine andere Stadt und der Jahre langen Pause, lag bei mir im Briefkasten ein Flyer von einem Fitnessstudio, was auch Kinderbetreuung anbot und dieses Studio war ganz bei mir in der Nähe. Deshalb beschloss ich, für mich, dass ich mich dort spontan anmelde und von neuem mit dem Kraftsport beginne.

Am Anfang konnte ich allerdings nur nachmittags zum Training gehen, wo auch die Kinderbetreuung angeboten wurde, weil meine kleine Tochter erst mit 2 Jahren in die Kita kam. Das machte aber nichts, weil ich eh erst einmal wieder langsam mit dem Sport starten wollte und das mit der Betreuung vor Ort ausprobieren musste, ob die Kinder sich dort wohl fühlen und auch Spaß haben, denn sonst wäre es für mich keine Option gewesen.

Die Kinderbetreuung war immer montags und mittwochs nachmittags für 3 Stunden und sonntags morgens für 3 Stunden, somit hatte ich dann auch genügend Zeit dafür, um mein Krafttraining wieder richtig ausüben zu können und voll durchzustarten.

Als meine kleine Tochter nach einem halben Jahr dann auch in die Kita kam und ich noch keine neue Arbeit gefunden hatte, konnte ich auch Morgens zum Training fahren und somit kam noch mehr Routine in den ganzen Sportablauf, denn ab da an bin ich jeden Morgen nach dem die Kinder in der Kita waren zum Fitnessstudio gefahren und die Sportsucht nahm so seinen Lauf und Anfang.

Durch das tägliche Training hatte ich natürlich auch schnellere und bessere Ergebnisse gesehen und wahrgenommen und davon wollte ich natürlich auch mehr haben und somit wurde aus dem morgendlichen Training dann mit der Zeit auch noch Nachmittagstraining. Weil es vor Ort im Fitnessstudio ja auch die Kinderbetreuung gab und meine Kinder sich dort sehr wohl gefühlt hatten und auch gerne dahin wollten, kam es für mich sehr gelegen, damit ich morgens und nachmittags meinen Sport ausüben könnte.

Dieses Leben konnte ich sehr lange so führen und damit mein Körper auch alles mitgemacht hatte ohne Probleme, gab ich ihm alle seine Nährstoffe die er brauchte, durch die Nahrung, aber auch durch Tabletten und Kapseln, wie Magnesium, Zink, Omega3, Vitamin D und so weiter. Damit die Muskeln auch schön gewachsen sind habe ich sehr auf meine Ernährung geachtet und viel eiweißhaltige Lebensmittel zu mir genommen, aber das war noch nicht alles, es musste nach einer gewissen Zeit auch noch ein täglicher Eiweißshake her, aber das war alles nur Kopfsache, was ich heute mittlerweile weiß und eingestehen muss.

           

Natürlich braucht der Körper Eiweiß um Muskeln aufzubauen und zu erhalten, aber ich habe es echt übertrieben, denn so viel Eiweiß, wie ich am Tag zu mir genommen hatte, war echt nicht nötig gewesen. Nach 1 1/2 Jahren in diesem Lebensstyl hat mein Körper trotz der ganzen Präparate mir Zeichen gegeben, dass er nicht mehr konnte, aber ich wollte es nicht wahr haben und habe einfach im selben Level weiter Trainiert, dass hatte zu Folge, dass ich ständig nur noch müde war, kaum noch kraft hatte, ständig schlechte Laune hatte und selbst die Muskeln nicht mehr gewachsen sind und ich somit gemerkt hatte, dass ich richtig in meiner Sportsucht gefangen war.

Ich hatte keine Zeit mehr für andere schöne Sachen im Leben, weil ich jede freie Minute im Fitnessstudio trainiert hatte, oder damit beschäftigt war, mir zu überlegen welche Sachen ich essen könnte und welche viel Eiweiß besitzen und gesund sind.

Doch dann kam Corona und der Lock-Down und hatte alles von jetzt auf gleich verändert, ich konnte von heute auf morgen nicht mehr ins Fitnessstudio trainieren gehen und musste meine täglichen Übungen irgendwie auf zu Hause verlagern, aber dafür brauchte ich auch einige Trainingsgeräte und Gewichte, die ich mir dann im Internet bestellt hatte, aber zum Glück hatte ich im Keller auch noch ein wenig Trainingsmaterial, was sich mit den Jahren so angesammelt hatte, die ich dann wieder hoch holen konnte.

So musste ich dann schauen, dass ich alle Geräteübungen die ich im Studio gemacht hatte, mit den zur Verfügung stehendem Material zu Hause auch ausüben konnte, auf einer anderen Art und Weise, aber hoffentlich mit dem gleichen Ergebnis und Effekt, nur leider war das nicht dasselbe und die Motivation verschwand auch von Tag zu Tag mehr und als dann auch noch die Schulen und Kitas geschlossen wurden und die Kinder zu Hause unterrichtet werden mussten, blieb mir kaum noch Zeit für den täglichen Sport zu Hause und somit hatte ich quasi wieder eine Zwangspause vom Training.

Diese Pause hielt zum Glück solange an, dass mein Körper sich in dieser Zeit wieder richtig erholen konnte, zwar war es vom Kopf her sehr schwer für mich damit klar zu kommen, weil ich tief in dieser Sportsucht gefangen war und mich das echt nervös und wütend gemacht hatte, kein Sport mehr treiben zu können, aber umso mehr Ablenkung ich durch die Kinder hatte, desto leichter viel mir es mit der Zeit auch, wieder alles andere schöne im Leben wahrzunehmen und zu genießen, abgesehen von dem Corona-Virus und dem zu folgenden Lock-Down natürlich.

Als nach einer sehr langen Zeit die Schulen, die Kitas, wie auch die Fitnessstudios wieder aufmachen durften, habe ich erfahren, dass sie die Kinderbetreuung bei mir im Studio rausgenommen hatten und dann ist in mir wieder eine Welt zusammengebrochen, weil ich eigentlich wieder richtig mit dem Sport durchstarten wollte und das nun nicht mehr ging, weil ich somit auch in den Schulferien keine Kinderbetreuung mehr hatte.

Also war ich gezwungen alles langsam und sachte anzugehen und durch die Corona Auflagen die dann noch folgten, war es eh anders gar nicht mehr möglich und somit musste ich mich irgendwie damit arrangieren, aber das war sicher das Beste, was mir und meinem Körper hätte passieren können, weil ich sonst wahrscheinlich wieder sehr tief in meiner Sportsucht gefangen gewesen wäre, ohne es selbst zu merken oder wahr haben zu wollen.

Nach ca. 1 Jahr wieder regelmäßigem Sport, was aber nicht mehr täglich stattfinden konnte, hatte ich mich gut an die Situation gewöhnt, und ich konnte damit leben und meinem Körper ging es mit den weniger Sporteinheiten auch viel besser, ich hatte mehr Zeit für meine Kinder und andere schöne Dinge im Leben.

Eines Tages bekam ich dann ein Jobangebot, worauf ich mich sehr gefreut hatte, nur mir war klar, dass ich das mit dem Sport dann ganz aufgeben musste und innerlich zerbrach es mich, nur man muss im Leben Prioritäten setzen und das habe ich getan. Nun treibe ich schon seit 3 Monaten kein Sport mehr und durch die Ablenkung der Arbeit und der Kinder und meinen 2 Hunden fällt mir das gar nicht mehr so schwer wie am Anfang und wie ich gedacht hatte.

Ich glaube aber, dass wenn ich wieder mit dem Sport anfangen würde, dass ich ganz schnell wieder Gefallen daran finden könnte und die Sucht dann nicht lange auf sich warten lässt, darum bin ich ehrlich gesagt froh darüber, dass es jetzt so gekommen ist und mir mein neuer Job auch riesig viel Spaß bereitet und alles auch so gut mit den Kindern funktioniert.

Schon der „Lauf-Papst“ Dr. med. Ulrich Strunz hat es in den 90ern quasi gepredigt. Sobald man Sport (in seinem Fall das Laufen) vier Wochen jeden Tag durchzieht und den inneren Schweinhund besiegt, wird es zur Gewohnheit – oder eben auch zur positiven „Sucht“. Seine Bestseller „Forever Young“ haben damals Verkaufszahlen in astronomischer Höhe gemacht, die Hörbücher waren – damals noch auf Kassette – in aller Ohren.

Sport ist heutzutage „cool“ und die Trainings, die heute „Workouts“ heißen, gehören mittlerweile zum guten Ton oder sind „Must haves“. Man ist out, wenn man ein Sportmuffel ist. Die Bedeutung eines gesunden Alltags hat Einzug gehalten, auch in die Köpfe der Teenager. Die sozialen Netze sind voll von „Idealbildern“ und ohne Bewegung, ohne Sport, ohne hartes Training ist das alles nicht zu erreichen. Sport macht Spaß und hält fit. Ein gesunder Körper ist das wichtigste, was wir haben. Wir können uns nicht irgendwann einfach einen Ersatzkörper kaufen. Es gibt nur diesen einen. Haltet ihn fit.

 

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